Ursprünge des Andernacher Prinz

"Ach wär ich nur, ein einzig Mal, ein stolzer Prinz im Karneval..." Ein Gassenhauer, der heute immer dann gespielt wird, wenn der Prinz Karneval mit Gefolge den Saal betritt. Aber wie hat alles begonnen. Wann wurde der erste Prinz in Andernach gekürt? Warum mußte gerade die Figur eines mittelalterlichen Prinzen für das bunte Karnevalstreiben herhalten? Ist der Prinz heute noch der Narr, der dem Mächtigen den Spiegel vorhält? Kommerz oder Tradition - Prinzenpaare in den Fängen der Werbung? Wirklich spannende Geschichten, denen wir im folgenden ein wenig nachgehen werden.

Wie alles begann

Ein Blick in die Chroniken der Andernacher Nachbarschaften zeigt, dass sich aus ihrer Mitte das Karnevalstreiben entwickelt hat. In den städtischen Berichten des 19. Jahrhunderts erscheinen die Nachbarschaftsgelage "Geloch" an vorderster Stelle. Danach folgte das "Maskieren der Kinder", die durch die Stadt zogen. Alle diese Aktivitäten kann man als die Geburtsstunde des Andernacher Straßenkarnevals sehen.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts beteiligten sich dann auch einige Gaststätten am Karneval, in dem sie Maskenbälle arrangierten.

1855 wurde die erste "Carnevals-Gesellschaft - Alizariner" gegründet. Im gleichen Jahr ging auch der erste Karnevalszug durch Andernach. Es war ein Maskenzug, der sich am Fastnachtsdienstag durch die Straßen der Stadt schlängelte. Einen Prinzen Karneval gab es damals noch nicht. Aus den Berichten geht hervor, dass es wohl 1884 den ersten Karnevalsprinzen in Andernach gab, einen Namen nennt die Chronik jedoch nicht. 1888 wird wieder ein Prinz erwähnt ohne jedoch einen Namen zu nennen.

In den beiden letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts entwickelte sich das Vereinsleben in Andernach ungemein. Neben unzähligen Turn-, Sport,- und Gesangsvereinen haben auch drei der heutigen Karnevalsvereine ihre Wurzeln in dieser Zeit, die Blauen Funken (1893), Stadtsoldaten und Prinzengarde (beide 1896).

Es dauerte noch bis 1896 ehe der erste namentlich erwähnte Prinz in Andernach sein Zepter schwang. Robert I. (Robert Schäfer, Direktor der Andernacher Faßfabrik) ging in diesem Jahr als "Fürst von Thoren" in die Analen der Stadtgeschichte ein.

1897 wurde Direktor Enger von der Mittelrheinischen Brauerei zum Karnevalsprinzen gekürt. Es war das erste Jahr, in dem die Stadthusaren, die heutige Prinzengarde (seit 1913), als "des Prinzen närrische Reiterei", seine Tollität beim Rosenmontagszug eskortierte. Eine Tradition, die sich bis heute fortsetzt.

Der Zweite Weltkrieg beendete vorerst das närrische Treiben. Erst im Jahr 1949 wurde wieder ein Prinz in Andernach gekürt. Als Prinz aus dem Ei läutete Paul Schmitz eine neue Ära der "Annenacher Fasenacht" ein. Alt und Jung folgten dem Rosenmontagszug mit Begeisterung - der Karneval hatte Wurzeln geschlagen.