Die "verrückte" Karnevalsszeit

Beginnend mit der elften Minute der elften Stunde des elften Tages vom elften Monat, regiert der Karneval das Rheinland und ganz speziell Andernach. Die Stadt erhält einen Prinzen und eine Prinzessin, die während der Kampagne Andernach regieren. Karnevalsvereine, meistens als Parodie auf Militär organisiert, bereiten Paraden, Sitzungen und Kostümbälle vor. Außerdem werden Karnevalslieder gesungen, die so eingängig sind, dass man sie nach ein paar Bier oder einigen Gläschen Wein sehr gut mitsingen kann.

Seinen Höhepunkt erreicht das Karnevalstreiben zwischen der offiziellen Proklamation des Prinzenpaares und Aschermittwoch. In dieser Zeit werden in den Gaststätten Parties gefeiert, und in der Stadthalle Sitzungen mit politischen und witzigen Vorträgen der einzelnen Karnevalsvereine abgehalten. Die heiße Phase des Karnevals beginnt an Weiberfastnacht, der immer auf den Donnerstag vor Aschermittwoch fällt. An diesem Tag übernehmen die Frauen das Kommando. Mit Scheren bewaffnet, schneiden sie den Männern ihre "anstößigen" Krawatten ab. In Andernach ziehen kostümierte Frauen als "Möhnen" in einer Parade durch die Stadt, um die Herrschaft der Frau über den Mann zu demonstrieren.

Rosenmontag ist der Höhepunkt der Karnevalskampagne. Hauptattraktion ist der gut organisierte Rosenmontagszug (Parade). Gewöhnlich dauert dieser Zug drei bis vier Stunden.

Ein kleinerer Zug findet in Andernach am Samstag vor Rosenmontag statt. Die Teilnehmer dieses Zuges setzten sich aus allen Teilen der Bevölkerung zusammen, und sie tragen bunte Phantasiekostüme. Diese Parade nennt sich "Rekrutenzug".

Das Karnevalsprotokoll verlangt, dass die Zuschauer am Rande der Züge bunte Kostüme tragen, "Alaaf" rufen, nach Süßigkeiten verlangen, mit ihren Nachbarn schunkeln und Karnevalslieder singen.

Peter H. Ziemons